Keine Tränke, keine Fachkunde und Auflagen durch das Veterinäramt

Das Naturschutzgebiet Woeste ist für viele junge und alte Gäste und auch für alle Einwohner im Kurort seit Jahrzehnten ein Ausflugsziel und Anziehungsmagnet. Die Wasserbüffelhaltung ist eine gute Sache, mit der Naturschutzziele erreicht werden können und die deshalb nach Auffassung der SPD Fraktion weitergeführt werden soll.

Der Tod der Woeste-Wasserbüffel im Eis, der bislang offiziell als schicksalhafter Unfall dargestellt wurde, hat sich nach Behandlung dieses Themas im Umweltausschuss als Drama mit vorheriger Ansage herausgestellt.

Im Vorfeld der AKUL-Sitzung am 3.3. 2021 hatte die SPD einen Katalog mit Fragen eingereicht:

  • Wer tritt nach ViehVerkV als Tierhalter der Büffel auf?
  • Welche Art der Tränke wurde zum Zeitpunkt des Unfalls vorgehalten? Konnten die Büffel auch unter Dauerfrostbedingungen genug Wasser (mind. 30 l/Tag)  zu sich nehmen ?
  • Welche Form des Witterungsschutzes stand den Tieren zur Verfügung und war dieser frei zugänglich?
  • Hätte zum Zeitpunkt des Unfalls die Möglichkeitbestanden, die Wasserbüffel in einem geschützten Bereich fern der Eisflächen einzuzäunen?
  • Warum hatten die Wasserbüffel zum Zeitpunkt des Unfalls Zugang zur freien Wasserfläche, wenn bekannt war, dass sie auf der Suche nach Wasser ggf. auf vereiste Wasserflächen laufen könnten.
  • Wie genau wurde der dritte, offensichtlich kranke Wasserbüffel  untergebracht und versorgt? Litt das Tier an Unterkühlung? War das Tier innerlich ausgetrocknet? Welche Diagnose wurde durch den Tierarzt gestellt? Wurde das Tier eingeschläfert?
  • Wie sieht die nach §4 TierSchNutztV geforderte geeignete Haltungseinrichtung aus, um kranke oder verletzte Tiere abzusondern und dennoch stressfrei in der Nähe der Herde zu halten?
  • Wurde die Herde nach dem Vorfall in ein geschütztes Areal verbracht?
  • Wie wird zukünftig sichergestellt, dass solche Vorfälle nicht mehr passieren?
  • Welche Personen sind für die Versorgung der Wasserbüffel verantwortlich?
  • Welche fachlichen Qualifikationen in Bezug auf Nutztierhaltung haben diese Personen?

Zusammenfassend antwortete der Bürgermeister wie folgt:

  • Tierhalter ist die Gemeinde Bad Sassendorf, letztlich vertreten durch den Bürgermeister.
  • Bislang hatten die Tiere keine Tränke, sondern versorgten sich aus Gräben und Löchern mit Wasser.
    Niemand hätte vorausgesehen, dass diese Art der Selbstversorgung  nicht funktionieren würde, wenn diese Wasserstellen bei Minusgraden zufrieren (!).
  • Es besteht ein Wetterschutz für die Tiere in Größe von 50 m². Dieser soll jetzt erweitert werden und zusätzlich stabilisierte Flächen geschaffen werden, auf denen die Tiere besser stehen und laufen können. Vom Veterinäramt des Kreises wurden hierfür Auflagen gemacht.
  • Grundsätzlich wäre es  möglich gewesen, die Tiere mit einem mobilen Zaun von der Eisfläche fernzuhalten: Dies geschah jedoch nicht, weil niemand die Gefährlichkeit der Situation erkannte.
  • Ausreichende Sachkundenachweise für die Tierbetreuung hat keiner der eingebundenen Personen.
  • Das unterkühlte Tier wurde entgegen der Vorschriften nicht von der Herde getrennt aufgestallt und am Folgetag dann erschossen.
    Ob das Tier dehydriert (wegen fehlenden Tränkewassers ausgetrocknet) war, weiss man nicht.
  • Auf die Futterversorgung der Tiere angesprochen, wurde erläutert, dass  nur Stroh zugefüttert wurde. Zukünftig soll in Notzeiten auch Heu zur Verfügung gestellt werden. Es soll ein Beweidungskonzept für die Woeste erstellt werden, das sowohl die Futterversorgung der Büffel als auch die Belange des Naturschutzes berücksichtigt.

Wir fassen zusammen:

Die von Dr. Gudrun Plesch (SPD) gestellten Fragen ergeben zusammen mit den Antworten des Bürgermeisters ein Lagebild, das für die Büffelhaltung in der Woeste bis zum heutigen Zeitpunkt massive Versäumnisse  zeigt:

  • den Tieren stand bei Frost kein Tränkewasser zur Verfügung
  • den Tieren stand bei Schneelage nicht genug Rauhfutter  in ausreichender Qualität zur Verfügung
  • den Tieren fehlt ausreichender Wetterschutz in Form eines Unterstandes
  • wegen fehlender Vorrichtungen können kranke Tiere nicht vorschriftsgemäß aufgestallt werden
  • Unkenntnis über das natürliche Verhalten der Tiere bei Wassermangel führte letztlich zum Tod dreier Tiere im Eis und in Folge zum qualvollen Tod eines weiteren Tieres.

Die Meinung der Sassendorfer SPD:

„Et ess noch immer joht jejange“ sagt der Rheinländer.
Nach dieser Devise sollte man weder ohne Brille Auto fahren noch Familienplanung betreiben. Ebenso sollte man ohne die nötigen Kenntnisse keine Büffel im Freiland halten. Wie das enden kann, wenn die äußeren Umstände einmal außerhalb der Wohlfühlzone der Tiere sind, haben wir jetzt in der Woeste erleben müssen.

Es muss also umgehend eine fachlich qualifizierte Betreuung der Tiere sichergestellt werden. Für extreme Wettersituationen muss Vorsorge bei Tränkewasser, gutem Rauhfutter und Wetterschutz getroffen werden.
Alle weiteren fachlichen Auflagen des Veterinäramtes wurden nicht grundlos getroffen und sind deshalb ebenfalls umgehend umzusetzen.


Um dies alles zu tun, bedarf es Entschlusskraft , Willen und auch eine gewisse Fähigkeit, begangene Fehler einzugestehen. Die nötigen Maßnahmen werden nicht kostenlos sein. Im Haushaltsansatz  2021 hat der Bürgermeister bislang genau 0 Euro für „1331006 Entwicklung Woeste“ eingestellt. Das wird mit Sicherheit nicht ausreichen.

Die Bad Sassendorfer SPD hat in der Person von Dr. Gudrun Plesch eine Expertin, die sich beruflich nahezu ausschließlich mit Themen der Rinderhaltung befasst.  Es steht das Angebot von Gudrun Plesch, alle nötigen Maßnahmen in der Woeste mit fachlichem Rat zu begleiten, damit es dort schnellstmöglich zu einer tierschutzgerechten Situation für die Büffel kommt.