Im Norden endet der Bad Sassendorfer Kurpark in einer ca. 8,5 ha großen waldartigen Fläche. Dort wachsen und blühen seit 30 Jahren Rhododendronbüsche.
Dem aufmerksamen Betrachter fällt jedoch auf, dass sich diese Rhododendren weder über Sämlinge noch über Wurzelausläufer vermehren. Warum ist das so? Der Grund ist der für Rhododendren ungünstige Boden, der dort vorherrscht. Um trotzdem Rhododendren pflanzen zu können, hatte man damals in einem Kraftakt Lkws mit tonnenweise Torf aus der Ukraine kommen lassen und so einen sauren Boden geschaffen, in dem Rhododendren sich wohlfühlen.
Heute würde man zu solch einer Aktion sagen: „ökologischer Wahnsinn“. Aber so waren die Zeiten.
Dank des Torfs und auch ausreichend feuchter Sommer entwickelten sich die Rhododendren prächtig und zur Blütezeit kommen regelmäßig viele Besucher, um sich am bunten Bild zu erfreuen.
Die Zeiten ändern sich. Langsam setzt sich neben den Rhododendronbüschen wieder die, natürliche Vegetation durch, welche sich auf dem Bördelehmboden wohlfühlt. Aus Buchen, Eichen, Eschen, Ahorn und anderen Baumarten ist ein zunehmend dichter und höher wachsendes Wäldchen entstanden, das den Rhododendren zunehmend Konkurrenz um Licht und Wasser macht.
Dieses Wäldchen hat mittlerweile eine günstige ökologische Funktion übernommen: als Lebensraum für viele Tierarten und als Klimaoase, was insbesondere in den heißen Sommern der letzten Jahre wohltuend zu spüren ist. Es ist sozusagen eine Zielkonflikt zwischen der Öko-Funktion des Waldes und der Blütenpracht der Rhododendren entstanden.
Um die Situation der Rhododendren zu verbessern machte die Verwaltung dem AKUL („Umweltausschuss“) folgenden Vorschlag:
– Auslichtung des Baumbestandes (mit Schwerpunkt auf kranke Bäume und solche, die die Verkehrssicherheit im Wäldchen gefährden
– Ausbringung von Torf zur erneuten Bodenversauerung
– Nachpflanzung von Rhododendren im Frühjahr 2022.
Die sachkundigen Bürger der SPD im AKUL machten hierzu folgenden Änderungsvorschlag:
- Wenn die Auslichtung des Baumbestandes nicht mehr als 150 Bäume insgesamt betrifft, und wenn hierbei vorrangig kranke und verkehrsgefährdende Bäume entnommen werden, kann dem zugestimmt werden, weil die Klimawirkung des Wäldchens hierdurch nicht beeinträchtigt wird.
- Eine Nachpflanzung schon im Frühjahr 2022 wird abgelehnt, weil zunächst die positive Wirkung der Auslichtung beobachtet werden soll. Früher, als mehr Licht auf die Rhododendren fiel, sind sie prächtig gediehen. Wieso sollte das nicht wieder so sein?
- Nachpflanzungen im Frühjahr sind immer sehr riskant. In trockenen, heißen Sommern würden die Jungpflanzen nicht anwachsen. Deshalb: Nachpflanzung frühestens im Herbst.
- Eine Ausbringung von Torf wird grundsätzlich abgelehnt, weil Torfabbau eine nennenswerte Quelle des Klimakillers CO2 darstellt. Falls es überhaupt zu Nachpflanzungen kommen sollte, müssen hierfür Substrate (Rindenmulch, Laubkomposte, u.ä.) verwendet werden, welche die gleiche saure Wirkung auf den Boden haben wie Torf.
- Da die Anzahl der entnommenen Bäume bekannt sein wird, ist dem AKUL zeitnah nach der der Auslichtungsmaßnahme ein Konzept vorzulegen, wo und wann mindestens die gleiche Anzahl an Bäumen als Ersatz gepflanzt wird.
Alle Mitglieder des AKUL sind diesem SPD-Beschlussvorschlag parteiübergreifend bis auf eine Gegenstimme (GRÜNE) gefolgt. Erfreulich!
Erfreulich ist auch, dass durch die Initiative der SPD und die Diskussion im AKUL jetzt bei der Verwaltung angekommen ist, wie problematisch die Verwendung von Torf ist. Wenn im Bauhof der Gemeinde zukünftig alternative Substrate statt Torf verwendet werden, ist wieder ein kleiner Schritt für die Erreichung unserer Klimaziele getan.
Es verwundert aber schon, dass es für den zukünftigen Verzicht auf Torf erst eines Antrags im Ausschuss bedurfte.
Link auf die Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)zur BZL-Broschüre „Torf und alternative Substratausgangsstoffe“ gratis zum Download:
https://www.ble-medienservice.de/0129/torf-und-alternative-substratausgangsstoffe Aktueller Beitrag (13.11.2021) auf WDR zum Torfeinsatz: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr4/wdr4-drinnen-und-draussen/audio-keinen-torf-bitte-100.html